Zugleich konnten die Veranstalter ein Jubiläum feiern, da es sich um das 25. Seminar in der Reihe „Energie- und Umwelttechnik“ handelte.
Was sind Biokraftstoffe der 2. und 3. Generation?
Biokraftstoffe sind flüssige oder gasförmige Kraftstoffe, hergestellt aus landwirtschaftlichen Rohstoffen. Während die erste Produktionsgeneration üblicherweise aus Futtermitteln gewonnen wurde (Mais, Raps), liegt das Augenmerk der Forschung nun auf der Entwicklung von Verfahren, aus zum Beispiel Holz oder Stroh Treibstoffe erzeugen zu können. Auf drei interessante Ansätze aus der Liste von Vorträgen soll hier näher eingegangen werden.
Wie gewinnt man Biokraftstoffe der 3. Generation?
Univ. Prof. DI Dr. Anton Friedl von der Uni Wien ging in seinem Vortrag auf Verfahren ein, wie man aus Lignozellulose-Rohstoffen (wie sie etwa Maisstroh oder Holz sind) Bioethanol, also Alkohol, gewinnen kann. Die ursprüngliche Methode der Ethanolgewinnung aus Zuckerrohr oder -rüben ist ja wegen der Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion in Verruf geraten. Also suchte und sucht man Wege, diesen Treibstoff - und es handelt sich bei Ethanol um einen solchen - aus Zellulose zu gewinnen. Dabei muss man das Stroh speziell behandeln, um die darin enthaltene Zellulose freisetzen zu können, die dann in einem weiteren Arbeitsgang in Zucker umgewandelt wird. Dieser Zucker kann dann zu Alkohol vergoren werden. Die Versuche sind vielversprechend, derzeit allerdings ist die beschriebene Produktion von Biotreibstoffen noch nicht wirtschaftlich.
Energie aus Algen
Im Vortrag von DI Dr. Markus Ellersdorfer ging es um Energiegewinnung aus Algen. Einfach ausgedrückt neigen Algen unter gewissen Umständen dazu, Öle zu bilden und in ihrem Zellinneren einzulagern. Bevor die Algen absterben und diese Öle mit sich „begraben“, müssen wir sie ihnen entlocken. Die entsprechenden Verfahren befinden sich im Versuchsstadium. Eine kleine derartige Versuchsanlage wird auch an der HTL Weiz betrieben, aufgebaut und betreut von Dr. Helfried Tuisel, der damit seinen Schülern Einblicke in innovative Denkansätze und Technologien bietet. Der Vorteil dieser Treibstoffquelle liegt auf der Hand: Algen können leicht gezüchtet werden, stellen keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion dar und vertilgen so nebenbei große Mengen an CO2, welches (gereinigt) von der Industrie (Zementwerken, kalorischen Kraftwerken) bereitgestellt werden kann.
Von der Theorie zur Praxis
Eine HTL wäre schließlich keine solche, würden Lehrende und Lernende nicht sofort an technische Machbarkeit denken und an der Umsetzung solcher Projekte für den Alltagsbedarf arbeiten. Ein vielversprechendes Projekt wurde vom HTL-Absolventen Ing. Kevin Gradwohl vorgestellt: das Multigasauto. Gemeinsam mit Diplomanden einer Maturaklasse wurde der Motor eines Versuchsautos derart umgerüstet, dass er neben Benzin und Erdgas auch mit Holzgas betrieben werden kann. Das klingt zwar scheinbar einfach, ist es aber nicht, denn Erd- und Holzgas brauchen zur Verbrennung sehr unterschiedliche Mengen an Luft, weshalb etwa für die Nutzung von Holzgas zusätzliche "Rails" (Rohrleitungssysteme mit vergrößerten Düsen) eingebaut werden mussten, um dem Verbrennungsvorgang genügend Luft zuzuführen. Beim HTL-Versuchsauto kann man nun nach Bedarf zwischen drei Betriebsarten wählen.
Derartige Veranstaltungen wie die Reihe "Energie- und Umwelttechnik" erweisen sich als tolle Impulsgeber und versorgen die derzeit heranwachsende zukünftige Generation der Techniker und Technikerinnen mit Ideen, Know-how und Motivation.